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Von Fingerabdrücken und GebissvergleichenAusgabe | Mittwoch, 13. Februar 2019

Mit welchen Methoden sie Tätern auf die Spur kommen, zeigte die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes vergangene Woche interessierten Journalisten. Auch die Unterkärntner Nachrichten schauten den Spezialisten bei ihrer Arbeit über die Schulter.

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Klagenfurt. 62 Spurensicherer gibt es bei der Kärntner Polizei, sechs von ihnen sind immer gleichzeitig im Dienst. 2.700 Spuren werden jedes Jahr ausgewertet, 1.600 davon sind DNA-Spuren.  »Aufgrund dieser DNA-Spuren erhalten wir jährlich 200 Personentreffer«, erklärt der Leiter des Landeskriminalamtes (LKA) Gottlieb Türk. Für die Organisation dieser Spurensicherung in Kärnten ist die Tatortgruppe des LKA unter der Leitung von Chefinspektor Werner Niedermüller zuständig. Vergangene Woche hatten die Unterkärntner Nachrichten die Möglichkeit, dieser Tatortgruppe bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen.

Alle Spuren, die von Tatorten in ganz Kärnten genommen werden, kommen, in Papiertüten verpackt, in der Einlaufstelle zusammen. Dann werden sie von verschiedenen Spezialisten ausgewertet.

 Einer von ihnen ist Laborleiter Johannes Verderber. In seinem Labor arbeitet er mit drei zertifizierten Verfahren, die es erlauben, Originalspuren chemisch zu behandeln, ohne dabei die DNA zu verlieren. So werden zum Beispiel latente Fingerabdruckspuren mittels eines Tauchverfahrens und einer Thermopresse sichtbar gemacht. »Die Presse muss dabei eine Temperatur zwischen 160 und maximal 164 Grad Celsius haben, damit die DNA nicht zerstört wird«, erklärt Verderber. Durch diese zertifizierten Verfahren sind die Spuren auch in Deutschland und der Schweiz vor Gericht zugelassen, was bis vor wenigen Jahren noch nicht der Fall war: »Wenn ein Anwalt in Deutschland Einspruch erhob, weil die Spur in Österreich ausgewertet wurde, bekam er Recht und das Laborergebnis wurde nicht bei Gericht zugelassen.«

Zwei sichere Methoden

Die im Labor sichtbar gemachten Fingerabdrücke werden dann miteinander verglichen. Diese Methode gilt als sehr sicher. »Nicht einmal eineiige Zwillinge haben denselben Fingerabdruck«, verrät Niedermüller. Er betont jedoch auch, dass die Tatortgruppe, die aus neun Beamten besteht, »lediglich Fakten feststellt und im Hintergrund arbeitet«: »Den Rest machen die Ermittler.« 

Eine zweite sichere Methode zur Identifizierung von Menschen ist der Vergleich des Zahnabdruckes. Hier werden vorhandene Spuren, in diesem Fall etwa ein Teil des Gebisses, mit Röntgenbildern verglichen. »Bei Vermissten kommt man meist über Verwandte zu deren Zahnarzt und dieser hat Röntgenbilder seiner Patienten«, erläutert Niedermüller die Vorgehensweise.

Ebenfalls zur Tatortgruppe gehört das DVI-Team (Disaster Victim Identification, auf deutsch Katastrophenopfer-Identifizierung). Österreichweit gehören 230 Kriminalbeamte zu dieser Einheit, beim LKA Kärnten ist August Keuschnig einer von ihnen. Er war zum Beispiel 2015 im Burgenland im Einsatz, als 71 Flüchtlinge in einem Schlepper-LKW verstarben. 

Allgemein hält Niedermüller fest, dass ein Viertel der Arbeit am Tatort selbst passiert, drei Viertel aber im Labor. Was uns wieder zurück zu den eingangs erwähnten Papiertüten bringt, denn verpackt in Plastik würden die Spuren binnen kürzester Zeit unbrauchbar werden. In Papier verpackt können sie im Falle eines »Cold Case« (ungelöstes Verbrechen) für Jahrzehnte im Archiv bleiben.

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