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Richtige oder falsche Biene? Behörde machte einen weiteren Kontrollanlauf bei Lavanttaler ImkerAusgabe 29 | Mittwoch, 17. Juli 2019

Der erste Versuch einer Rassenkontrolle schlug trotz Polizeieinsatz fehl. Jetzt folgte ein weiterer Anlauf, betroffen war der Obmann der Kärntner Erwerbsimker. Das Ergebnis steht aus. Und: Die Imker müssen jetzt auch gegen die Bienenseuche Faulbrut kämpfen.

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St. Stefan. Der erste Kontrolltermin endete im Eklat. Am Mittwoch, 10. Juli, machte die Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg einen neuen Anlauf und überprüfte, ob der Siegelsdorfer Imker Franz Offner, Obmann der Kärntner Erwerbsimker und Anhänger der – derzeit nicht gesetzeskonformen – »Lavanttaler Carnica«, die vorgeschriebene Bienenrasse in seinen Stöcken beherbergt.

Wie berichtet wurde den Sachverständigen bei der Kontrolle des Frantschacher Imkers Wolfgang Sturm im Mai der Zutritt verweigert. Das konnte auch die Polizei nicht ändern, deren Beamte darauf verwiesen, dass ihnen ohne richterlichen Beschluss die Hände gebunden seien. Die Überprüfung musste abgeblasen werden, die Experten zogen ab. Sturm soll jetzt 600 Euro Strafe zahlen, will aber Einspruch erheben.

Danach hatten Imker über ihre Anwälte Rahmenbedingungen reklamiert: Etwa die rechtzeitige Information, wann die Kontrolle durchgeführt wird, wer sie vornimmt, nach welcher Methode die Rassenzugehörigkeit bestimmt wird und dass für eine Gegenprobe auch ein unabhängiges Institut beauftragt werden darf. Dem wird jetzt Rechnung getragen. Allerdings: Offner hatte schon im Vorfeld über seinen Anwalt der angekündigten Amtssachverständigen und zwei Experten Befangenheit vorgeworfen. Kontrolliert wurde dennoch.

Morphologie nach Ruttner
Bei der Überprüfung der Stöcke Offners war neben der Amtssachverständigen des Landes, Barbara Kircher, und den beiden Sachverständigen auch Bezirkshauptmann Georg Fejan anwesend. Kontrolliert wurde nach der Morphometrie von Friedrich Ruttner, wobei vier Merkmale, nämlich Panzerfarbe, Filzbindenbreite, Haarlänge und Cubitalindex überprüft wurden.

Gegen die Anlegung der Maßstäbe Ruttners wehren sich die betroffenen Imker freilich massiv. Sie werfen ihm vor, nicht nur Mitglied der NSDAP gewesen zu sein, sondern auch der SA und der als kriegsverbrecherisch eingestuften SS angehört und unter dem NS-Regime als Rassenhygieniker gearbeitet zu haben. Sie kreiden dem Land auch an, dass es sich immer noch auf Ruttner beruft, obwohl der seinen Thesen 1953 abschwor und die Unzulänglichkeit der Morphometrie für die praktische Bienenzucht erkannte und eingestand. Ihr Vorwurf gegen die Amtssachverständige des Landes lautet, sie habe laut Protokollen des Landesverwaltungsgerichts gesagt, »die Rassebestimmung nach Ruttner ist die derzeit gängige und der Wissenschaft entsprechende Methode, um Rassenfeststellungen durchzuführen«.

Ob es Offner passte oder nicht: Die Überprüfung fand statt. Die Kontrollore öffneten die Bienenstöcke, überprüften das Innere, schossen Fotos und nahmen Proben. Soll heißen: Sie fingen einzelne Bienen ein, um zweifelsfrei feststellen zu können, welcher Rasse sie angehören. Die Aufgabe war bei Offner keine einfache: Der Erwerbsimker-Obmann betreut rund 300 Stöcke, die nicht an einem Ort konzentriert, sondern über das Tal verstreut liegen. Das Ergebnis der Kontrolle steht aus.

Weitere Imker werden geprüft
Offner ist aber keineswegs der einzige, der von Sachverständigen beehrt wird. Derzeit werden im Lavanttal etwa 4.000 Bienenvölker von acht Erwerbsimkern geprüft, in Kürze sind auch Werner Pachler, Obmann des Vereins »Lavanttaler Carnica« und die Brüder Sturm an der Reihe. Pro Tag sollen 200 Stöcke kontrolliert werden.

Hintergrund der behördlichen Maßnahme ist ein Streit, der im Lavanttal seit Jahren tobt. Auf der einen Seite steht der Landesverband für Bienenzucht, der das seit 2007 geltende Landesgesetz unterstützt, laut dem nur die Carnica-Biene kultiviert werden darf. Und die Gegenseite, die vor allem im Lavanttal beheimatet ist und  weiter mit der Kärntner Landbiene (oder »Lavanttaler Carnica«)  arbeiten will. Zu dieser Fraktion zählen die Erwerbsimker des Tals.

Die Imker haben noch an einer anderen »Front« zu kämpfen. In Lavamünd wurde die »amerikanische Faulbrut« festgestellt, eine bakterielle Krankheit, die die Brut befällt und anzeigepflichtig ist, aber keine Auswirkungen auf die Honigqualität hat. Dabei löst sich die Körperstruktur der Larven auf, erwachsene Bienen und Menschen sind nicht gefährdet. In einem Radius von drei Kilometern wurde eine Sperrzone festgelegt.

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