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Als Reaktion auf den Fischotter-Leerfraß: Fischbesatz in der Lavant mit fangfertigen BachforellenAusgabe | Donnerstag, 28. Juni 2018

LAVANTTAL. „Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“ lautet ein bekanntes Sprichwort – und eine solche setzt nun auch der Fischereiverwalter Ulrich Habsburg-Lothringen. Er lässt in die Lavant fangfähige Fische mit rund 25 Zentimetern Länge einsetzen, damit Sportfischer wieder etwas Angelbares vorfinden. „Die Wiedereinbürgerung des Fischotters hat mittlerweile in der Lavant zu einem gänzlichen Ausfraß von sämtlichen größeren Fischen und damit zu beträchtlichem wirtschaftlichen Schaden geführt. Darauf müs- sen wir irgendwie reagieren, sonst müssten wir die Fischerei komplett einstellen“, so Habsburg.

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LAVANTTAL. Zum Hintergrund stellt Ulrich Habsburg-Lothringen fest, was er schon seit Jahren „predigt“, ohne jedoch bei der Landespolitik auf offene Ohren zu stoßen: „Die Wiedereinbürgerung des Fischotters in Kärnten ab 2004, und hier besonders im Lavanttal, ließ den Fischbestand merkbar erst ab 2009 sinken. Die Fischer beklagten zu geringe Ausfänge und gaben die Schuld daran den Inhabern der Gewässer, die zu wenig besetzen würde. Aus der wissenschaftlichen Dokumentation der Jahre 2004, 2009, 2014 und 2018 kann man jedoch ersehen, dass die Hauptschuld daran der Fischotter hat.“ Der Fischereiverwalter, der über seine Gutsverwaltung neben der Lavant noch einige weitere Bäche und Teichanlagen bewirtschaftet, kann zu den Otter-Stückzahlen genaue Angaben machen. So habe es 2004 im Lavanttal gerechnet 1,2 Fischotter gegeben und im heurigen Jahr sei von 28 Tieren auszugehen. „Auf das Lavanttal umgelegte Zahlen zeigen, dass ein Bestand von neun Fischottern noch verkraftbar wäre“, weiß der gerichtlich beeidete Sachverständige für Fische- rei, und ergänzt: „Um einen Kompromiss zwischen den Fischern und den Tierschützern zu finden, wird es daher notwendig sein, den Be- stand des Fischotters auf höchstens neun Stück im Lavanttal zu reduzieren und gleichzeitig einen verstärkten Fischbesatz durchzuführen, der zumindest den Ausfraß durch den Fischotter abdeckt.“

 

Beträchtliche Mengen

Dabei geht es um beträchtliche Mengen, denn jeder Fischotter verspeist im Schnitt einen Kilo Fisch pro Tag bzw. alle zusammen 3.300 Kilogramm im Jahr – und das bevor- zugt große Bachforellen, wie sie die Angler auch gerne als „fangfä- hige“ Fische erbeuten möchten. Die Gutsverwaltung Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen in Wolfsberg, die rund zehn Prozent der Fließgewässer des Lavanttals bewirtschaftet und bei einem derzeitigen Fischot- terbestand von 28 Stück im Tal daher 2,8 Otter in ihren Gewässern als Mitfresser hat, begann daher in der Vorwoche mit ihrem Nachbesatzprogramm.

 

Intensiver Nachbesatz

„Wir werden zwei Mal monatlich bis Mitte September insgesamt 1.000 Kilogramm fangfertige Kärntner Bachforellen in unsere Gewässer einsetzen – das sind die Obere und Mittlere Lavant sowie der Waldensteinerbach und der Eitwegerbach. Diese Fischmenge entspricht ungefähr der Entnahme durch den Fischotter – da allerdings der Besatz zwei mal monatlich gegen das Wochenende erfolgt, dürften die Chancen des Fischers, zum Angelerfolg zu kommen, größer sein als jene des Fischotters“, erzählt Ulrich Habsbur-Lothringen.

 

Bestands-Regulierung?

Derzeit wird auf politischer Ebene ja wieder über eine Regulierung des Fischotter-Bestandes diskutiert. In der Vorwoche legte ÖVP-Landesrat Martin Gruber eine neue Fischotter-Verordnung zum Beschluss vor. Es sollen kärntenweit 43 überzählige Fischotter gefangen und für ein Wiederansiedelungsprojekt nach Holland gebracht werden. Was meint Habsburg dazu? „Auf das Lavanttal umgelegt bedeutet dies vier bis fünf Stück weniger und das würde bedeuten, dass mit der Entnahme nur der weitere Zuwachs des Fischotterbestandes etwas reduziert wird, denn der Zuwachs bei 28 Fischottern beträgt acht bis neun Stück pro Jahr.“ Vorerst bleibt einmal abzuwarten, wie die Umsetzung dieser Maßnahme überhaupt aussehen soll.

 

Kosten und Nutzen

Auf die Sinnhaftigkeit des nunmehrigen Nachbesatzes angesprochen, sagt Habsburg-Lothringen: „Die Sinnhaftigkeit besteht darin, dass man die Fischerei nicht einstellt, dafür jedoch höhere Besatzkosten in Kauf nimmt, denn ein geringerer Gewinn ist besser als gar keiner. Noch dazu muss man bedenken, dass sich bei einer gänzlichen Einstellung der Bemühungen die Kundschaft bald verlaufen hat und ein Neuaufbau viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen würde.“ Der Fischereiverwalter schränkt jedoch ein: „Zur Vermehrung werden diese besetzten Fische kaum gelangen, da sie bis zur Laichzeit im Winter entweder vom Fischer oder vom Fischotter gefangen worden sein werden.“ Darum wurden in einigen Seitenbächen, wie dem Tuschenkogelbach, dem Mauterndor- ferbach oder der Ausleitung des Eitwegerbachs, zusätzlich auch wenige Zentimeter große Brütlinge eingesetzt, die dort hoffentlich eine Chance haben werden, heranzuwachsen. Die zusätzlichen Besatzkosten beziffert Habsburg-Lothringen mit rund 10.000 Euro und meint: „Dieser Betrag muss über den Verkauf von Fischerkarten aufgebracht werden, wenn nicht das Land Kärnten diese zusätzlichen Besatzkosten wegen des Fischotters trägt.“ Aufgrund der momentan schwierigen Situation wurde jedenfalls der Verkauf von Tageskarten eingestellt und es gibt ausschließlich Wochen- und Jahreskarten.

Alle Informationen zu den Habs- burg‘schen Angelrevieren und den Kartenvorverkaufsstellen gibt es unter www.fisch-habsburg.com

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