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Der »Bienen-Krieg« geht munter weiterAusgabe | Mittwoch, 4. Juli 2018

Der Obmann des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene« kontert einen Leserbrief mit deutlichen Worten. Die nächste Runde im Streit.

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Wolfsberg. »Das sind althergebrachte Meinungen, die nach heutigem Wissen nicht mehr standhalten.« Das sagt Werner Pachler, Obmann des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene«, zu einem Leserbrief, den einer seiner »Gegner« im tobenden Bienen-Krieg verfasst hat. Die Fronten sind verhärtet. Der Kampf um die Frage, welche Biene in Zukunft durch das Lavanttal schwirren darf, spaltet die Region. Zwei Parteien stehen sich gegenüber: Jene, die – wie bisher – der heimischen Kärntner Land- oder Lavanttaler Carnica-Biene den Vorzug geben. Und die Gegenseite, die allein die Carnica-Biene in ihren Stöcken sehen will. Sie hat freilich das Land auf ihrer Seite, denn seit 2007 sagt das Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz, nur die Carnica darf über den heimischen Blüten kreisen.

Die Antwort Zuletzt vertrat der Verein »Lavanttaler Carnica Biene« mit einer Beilage in den Unterkärntner Nachrichten seine Ansichten. Motto: »Wir schützen eine freie Biene und unterstützen liberale Bienenhaltung!« Am 27. Juni antwortete Gerhard Jantschgi im Namen des Bienenzuchtvereins St. Paul mit einem Leserbrief. Darin distanzierte er sich vom Verein »Lavanttaler Carnica Biene« und betonte: »Wir bekennen uns nicht nur auf Grund gesetzlicher Vorgaben des Landes Kärnten zur alleinigen Haltung der heimischen Carnica-Biene, sondern aus voller Überzeugung und auch aus Artenschutzgründen.« Der Lavanttaler Carnica spricht Jantschgi die »Natürlichkeit« ab und schreibt: »Aufgrund unverantwortlicher, egoistischer, kapitalistischer Motivation werden natürlich gewachsene Arten wieder einmal vernichtet.« Dazu spricht er eine Warnung aus: »Als Resultat unkontrollierter Rassenvermischungen gibt es in anderen Ländern schon stechlustige Killerbienen. Wollen wir das wirklich riskieren?« Jantschgis Resümee: »Kämpfen wir für den Erhalt der heimischen Carnica, denn einer ihrer Vorteile ist es auch, mit den klimatischen Bedingungen in allen Höhenlagen unseres Landes am besten zurechtzukommen.«

Reaktion Pachler schüttelt über den Leserbrief den Kopf. »Reinrassige Bienen sind viel komplizierter als natürlich begattete Bienen«, hält er Jantschgis Aussagen und dessen Carnica entgegen. Gleichzeitig bezweifelt er die Reinrassigkeit der Carnica und verweist auf einen Artikel von Gerhard Engleitner, Chefredakteur von »Bienen aktuell«: Der beschreibt den Fall eines Lavanttaler Imkers, der sich eine Carnica-Reinzuchtkönigin angeschafft hatte, um dem Gesetz zu entsprechen. Als er ein Jahr später kontrolliert wurde, musste der Mann entsetzt feststellen, dass sein Volk trotzdem nicht dem Gesetz entsprach. Laut Pachler ist es gerade die Lavanttaler Carnica, die eine natürliche Art darstellt. Den Kampf aufgeben will Pachler nicht: »Wir sind ein Verein mit mehr als 150 Mitgliedern – von 220 Lavanttaler Imkern. Wir haben Erfahrung und sind mit unseren Bienen immer gut gefahren. Wir wollen so weiter imkern – und unsere Erfolge zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.« Er ist überzeugt, auch im Gesetz die Lavanttaler Carnica durchzusetzen: »Wir verhandeln seit Jahren mit der Landwirtschaftskammer und der Landesregierung. Wir werden eine ordentliche Lösung finden.« Auf die Frage, wenn die Lavanttaler Carnica so viel besser sei, warum das Gesetz dann die Carnica vorschreibe, sagt Pachler: »Es wird wohl eine Lobby geben, die dahinter ist.« Er meint: Bestimmte Unternehmen versuchen, ihre Königinnen für viel Geld in den Kärntner Stöcken zu platzieren.

»Reinzucht? Nicht möglich« Franz Offner, Obmann der Kärntner Erwerbsimker, steht an Pachlers Seite. Laut ihm ist die propagierte Reinrassigkeit der Carnica Humbug: »Den verlangten Nachweis des Bienenvaters gibt es nicht, weil die Begattung in der Luft geschieht. Reinzucht ist nicht möglich, in ganz Europa entwickelten sich die Bienen verschieden. Und im Lavanttal hat sich eine Biene entwickelt, die gut ist. Jetzt sagen Zuchtverbände, nur ihre Königinnen sollen verwendet werden. Das ist der Streitpunkt. Die Bienenzucht lässt sich so aber nicht fassen, Reinzucht ist nicht nachweisbar. Wir lassen uns keine Biene aufoktroyieren, deren Qualität nicht entspricht. Wenn jemand die Carnica will, weil er damit vom Land Förderungen erhält, soll er sie haben. Aber wir lassen uns in unserer Bienenwahl nicht beschneiden.« Der Krieg geht weiter.

 

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