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Das Rätselraten hat ein Ende - European Lithium will das Hydroxidwerk auf den Gründen des Stifts in St. Paul bauenAusgabe | Mittwoch, 29. August 2018

European Lithium CEO Dietrich Wanke spricht im Interview mit den Unterkärntner Nachrichten über die Komplexität von Bergwerken, 1.000-seitige Unterlagen für die UVP, die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft und sein Privatleben.

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Lavanttal. Das Rätselraten hat ein Ende - European Lithium will das Hydroxidwerk auf den Gründen des Stifts in St. Paul bauen. Das Unternehmen, dass nach Auskunft seines CEO Dietrich Wanke demnächst den Sitz nach Wolfsberg verlegen wird, braucht für das Werk rund vier bis fünf Hektar Grund. Für die Batteriefabrik, die ebenfalls dort entstehen soll, werden ebensoviele benötigt. Der derzeitige Plan: Das Land Kärnten kauft 15 Hektar des 35 Hektar großen Areals und erwirbt für weitere 20 eine Option.

Landesrat Daniel Fellner würde dort gerne auch einen interkommunalen Gewerbepark errichten. Deshalb hat Fellner bereits Gespräche mit den Stiftsherren über den Ankauf der Liegenschaft geführt und um ein Angebot bis Mitte August gebeten. Das ist bis jetzt noch nicht eingetroffen. Die Verantwortlichen im Stift wollen scheinbar pokern und treffen sich diese Woche mit dem Europen Lithium-Anwalt Christian Ragger, der allerdings  die große Lösung mit dem Land als Grundkäufer bevorzugt.

Den gesamten Bericht finden Sie in der Ausgabe Nr. 35 der Unterkärntner Nachrichten.

Wann soll mit dem Lithium-Abbau begonnen werden?

2021 oder 2022 sollen das Bergwerk und das Hydroxidwerk in Vollbetrieb gehen.

Der Termin wurde immer weiter nach hinten verschoben, warum?

Jedes Bergwerk auf der Welt ist unterschiedlich, da gibt es kein Modell, nach dem man Vorgehen kann. Deshalb ist die Planung sehr  komplex. Dazu kommt, dass ein Lithium-Abbau in Europa ein komplettes Neuland ist.

Nur mit Lithium-Hydroxid kann man ordentlich Geld verdienen. Wo wird das Hydroxidwerk gebaut?

Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, werden wir es in St. Paul errichten.

Wann werden die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung, die für die Verarbeitungsanlage notwendig sind, eingereicht?

Wir hoffen, dass wir die Unterlagen bis zum Ende des zweiten Quartals 2019 fertig haben. Das werden am Ende über 1.000 Seiten sein. Derzeit arbeiten Firmen in Österreich, Deutschland, England und Südafrika daran. Bei der Vorabmachbarkeitsstudie (PFS) waren es auch schon 700 Seiten.

Wie viel hat die European Lithium bis jetzt in die Vorarbeiten investiert und welcher Kapitalbedarf wird noch notwendig sein?

Bis jetzt haben wir rund 50 Millionen Euro investiert. Bis wir mit dem Abbau beginnen können, werden es  wohl rund 370 Millionen Euro sein.

Sie haben mit möglichen Investoren den Lithium-Stollen auf der Weinebene besichtigt, haben die Interesse gezeigt?

Ja. Die waren alle sehr interessiert. Aber darüber darf ich keine genaueren Auskünfte geben.

European Lithium soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und an der Wiener Börse gelistet werden. Wann wird es so weit sein?

Das ist richtig, daran arbeiten wir derzeit mit Volldampf. Unser Problem ist, dass wir die Aktionäre der Muttergesellschaft in die neue GesmbH überführen müssen. Ich rechne aber, dass das alles noch heuer oder spätestens zu Beginn des nächsten Jahres  erledigt sein wird.

Angeblich will European Lithium das Headquarter ins Lavanttal verlegen. Wie weit vorgeschritten sind die Pläne, wann könnte es so weit sein?

Ja, das ist ebenfalls richtig. Wir wollen das Headquarter ins Lavanttal bringen. Sobald das mit der Umwandlung in eine AG über die Bühne ist, wird der Sitz nach Wolfsberg verlegt.

Wie viele Leute werden dann in Wolfsberg arbeiten?

Derzeit ist unser Team sehr klein, derzeit sind vier, fünf Leute mit dem Projekt beschäftigt. Es werden aber immer mehr werden.

Wie viele Arbeitsplätze sollen insgesamt entstehen?

Es werden knapp über 400 sein. Im Bergwerk werden wir im Vierschichtbetrieb mit 80 Mann pro Schicht arbeiten, das sind also 320 Jobs. Dazu kommen noch 120 weitere im Hydroxidwerk und der Verwaltung.

Es ist auch von einem Batteriewerk und einem Motorenwerk die Rede

Das ist nicht unser Bier. Wir  sind nur für den Abbau und die Hydroxid-Gewinnung zuständig, alles andere machen andere Firmen.

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass European Lithium nur an den Abbau-Genehmigungen interessiert sei und die dann teuer weiterverkaufen möchte. Was sagen Sie dazu?

Das ist ein vollkommener Schmarren. Diese Gerüchte stammen von Leuten, die uns Schlechtreden und Stimmung gegen uns machen wollen.

Wie klappt die Zusammenarbeit mit der Politik?

Sehr gut. Die Bürgermeister und die  Landesregierung stehen voll hinter dem Projekt und wir haben auch über Elisabeth Köstinger und Christian Ragger sehr gute Kontakte zur Bundesregierung.

Sie sind seit Mai CEO von European Lithium, was haben Sie vorher gemacht?

Ich war auch schon vorher für European Lithium tätig, bin nur befördert worden.

Erzählen Sie etwas über sich ...

Ich habe die TU Bergakademie in Freiberg in Deutschland abgeschlossen. Nachdem es mit dem Bergbau in Deutschland zu Ende gegangen ist, bin ich nach Australien ausgewandert und war dort für verschiedene Firmen in verschiedenen Ländern tätig. Ich habe Nickel, Diamanten, Gold, Steinkohle, Kupfer etc. abgebaut.

Sie haben auf mehreren Kontinenten gearbeitet und jetzt  eine Wohnung auf der Koralpe bezogen. Ist es dort nicht langweilig?

Nein, überhaupt nicht. Das ist doch ein wunderbares Fleckchen Erde. Und erst die Aussicht: Ich sehe halb Kärnten und das gesamte Lavanttal. Außerdem waren in Australien die Minen auch nicht in Sydney oder Melbourne, sondern irgendwo in der Pampa über 1.000 Kilometer im Landesinneren.

Was erzählen Sie Ihren Freunden in Australien vom Lavanttal?

Dass es hier leckeren Wein und ein gutes Bier gibt, weil das interessiert sie sehr. und dass die Menschen sehr liebenswürdig sind und ich sehr schnell Anschluss gefunden habe.

Wie schaut Ihr Privatleben aus?

Ich bin 56 Jahre alt, seit über 30 Jahren verheiratet, meine Frau ist plastische Chirurgin in Australien. Mein 30-jähriger Sohn ist auch im Bergbau tätig und arbeitet in einer Goldmine in Australien.

Wird Ihre Frau nach Österreich übersiedeln?

Nein, ich war in all den Jahren immer sehr viel unterwegs, sie ist es gewohnt, dass ich nicht jeden Tag am Abend nach Hause komme.

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