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Ein Strizzi wurde bürgerlichAusgabe | Donnerstag, 29. November 2018

Freddy Rabak hat in seinem Leben viel gemacht – viel Illegales. Darüber erzählte der 71-Jährige jetzt in der Sendung »Willkommen Österreich«. Die alten Zeiten ließ er hinter sich, den Schmäh hat er behalten.

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Völkermarkt. Christoph Grissemann war ihm sympathischer. »Der hat den österreichischen Schmäh«, sagt Freddy Rabak, gelernter Installateur, später Entfesselungskünstler, Rotlicht-Größe und »Strizzi« im Wiener Milieu, heute Schriftsteller mit Wohnsitz Völkermarkt. Der 71-Jährige war am 13. November in der ORF-Sendung »Willkommen Österreich« Gast des scharfzüngigen Moderatorenduos Stermann/Grissemann. Bei einem Gläschen Whisky plauderte Rabak über seine bewegte Vergangenheit als »Cadillac-Freddy«, wie er damals, in den 70er- und 80er-Jahren dank seiner Vorliebe für Ami-Schlitten genannt wurde.

Neben ihm in der Sendung: der deutsche Superstar Herbert Grönemeyer. Mit dem gab es ein Kommunikationsproblem. »Ich habe ihn hinter der Bühne gefragt, was er sich beim Lied ›Kinder an die Macht‹ gedacht hat«, erzählt Rabak. »Kinder können sehr grausam sein und ich glaube nicht, dass sie die idealen Herrscher wären. Grönemeyer hat zwar geantwortet, verstanden habe ich ihn  aber nicht.« Stolz ist er trotzdem, bei »Willkommen Österreich« gewesen zu sein. »Es war super, auch das Bier war hervorragend. Leider hat es mit dem Büffet nicht geklappt, es gab nichts zu essen.«

Rabak kannte Stermann/Grissemann schon vor der Sendung: »Ich habe mit ihnen einmal etwas für ihren Podcast ›Sperrstunde‹ im ›Café Bauchstich‹ gemacht. Jetzt wurde ich wieder angerufen, ob ich in die Sendung kommen möchte.« Er sagte sofort zu, obwohl man ihm schon am Telefon mitteilte, dass er mit einer Gage nicht zu rechnen brauche. Aber Dabeisein ist ja auch etwas wert, vor allem, wenn man wie Rabak zwei autobiografische Bücher veröffentlicht hat: »Adieu Rotlicht-Milieu« erschien 2017, heuer folgte »Es war einmal in Wien und anderswo«. Zurzeit schreibt er am letzten Teil der Trilogie, die »Schlussstrich – es war einmal der Cadillac-Freddy« heißen soll.

Arbeit – nein danke
Der gebürtige Wiener hat so viel erlebt – es würde  für mehrere Existenzen reichen. 1947 zur Welt gekommen, verbrachte er in seiner Jugend viel Zeit im Prater, wo sein Vater als Entfesselungskünstler arbeitete. Nach einem ersten Gefängnisaufenthalt mit 17 arbeitete er als Installateur – und merkte schnell, dass diese Art des Broterwerbs nichts für ihn war. Er sattelte um, wurde ebenfalls Entfesselungskünstler und machte mit spektakulären Aktionen von sich reden: Er ließ sich in einem Sarg in der Donau versenken oder vom damals prominenten Boxer Hans Orsolics fesseln und, die Füße voran, an einem Kran in die Höhe ziehen. Flugs, schon war er wieder frei. Ein Kunststück, das ihm später auch bei mehreren Gefängnisausbrüchen gelang.

Nach einigen Jahren wechselte er ins Rotlichtmilieu und wurde Zuhälter. »Alle meine Frauen waren schon im Gewerbe, als ich sie kennen lernte«, sagt er. »Außerdem habe ich mehrere von ihnen geheiratet.« In den Neunzigern hatte er vom Milieu genug und wurde Kokaindealer: Wer die Namen seiner Kunden hört (nur einer sei genannt: Falco), dem bleibt der Mund offen. Schließlich endete auch diese »Karriere« im Gefängnis – und Rabak wurde bürgerlich. Heute lebt er mit seiner sechsten Ehefrau, einer 36-jährigen Politologin, in Kärnten.

»Ich sage nicht, dass es gut war, was ich getan habe«, meint er, »aber es war eben so.« Jetzt lebt er fürs Schreiben, bei dem »ich mit mir selbst sehr kritisch umgehe«. Geblieben ist von der alten Zeit nur der Schmäh. Den lässt er sich nicht nehmen.

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